Vom Rohstoff zum Spitzenprodukt: Kies und Sand

Was ist eigentlich Kies?

Das Wort Kies bezeichnet sowohl eine Korngröße als auch ein sogenanntes Lockersediment. Als Kies werden gerundete Gesteins- oder Mineralkörner bezeichnet, die einen Korndurchmesser zwischen 2 mm und 63 mm aufweisen (DIN 4022) und damit gröber als Grobsand sind. Man unterscheidet Feinkies (2-6,3 mm), Mittelkies (6,3-20 mm) und Grobkies (20-63 mm). Kies ist ein typisches Sediment in fließenden Gewässern. Die einzelnen "Steine" werden im Verlauf des Transports in Bächen und Flüssen abgerundet und zerkleinert.

Kies als Abbauprodukt ist damit ein Lockergestein (genau wie Sand) im Gegensatz zu sogenanntem Hartgestein, wie etwa Splitt, der durch Abbruch/Sprengung in Steinbrüchen gewonnen wird.

Der Hülskens Firmenverband betreibt momentan insgesamt 16 Betriebe an Elbe, Rhein und Maas. Kiese und Sande sind eine lokale, heimische Ressource für den regionalen Einsatz. Der Transport per LKW erfolgt in der Regel im Umkreis von 50 Kilometer zur Rohstoffgewinnung. Beim Schiffstransport werden Kunden mit bis zu 200 Kilometern Entfernung beliefert.

Rohstoffgewinnung

Für die Gewinnung der mineralischen Rohstoffe Kies und Sand wird zunächst die obere Erdschicht bis zu einer Tiefe von 4 bis 6 Metern – bzw. bis zur Kies- und Sandschicht – abgetragen (und für die spätere Rekultivierung "beiseite gelegt"). Auf das sich mit Grundwasser füllende Areal wir ein Schwimmbagger zur Materialförderung eingesetzt. Entweder kommt ein Eimerketten-Schwimmbagger oder ein Saugbagger für die sogenannte Nassabgrabung zum Einsatz. Die Bagger werden durch hoch effiziente, leise und Energie sparende Elektromotoren angetrieben. Über ebenfalls elektrisch betriebene Bandstraßen wird das gewonnene Rohmaterial zur Aufbereitungsanlage gebracht und auf einer Rohkieshalde abgelegt. Vorher wird der Anteil von "Überkorn" – Steine, deren Durchmesser über 32 mm beträgt – abgesiebt. Überkorn wird anschließend gebrochen und anderen Kiesgrößen (man spricht von Körnung) wieder beigemischt.

Flächennutzung

Es ist richtig, dass für die Rohstoffgewinnung von Kies und Sand Flächen genutzt werden, die zum Teil für die Landwirtschaft verwendet wurden / werden, ABER:

In NRW wurden zwischen 2016 und 2019 17.000 Hektar Gehölzfläche neu angelegt, die demnach rund 71 Prozent landwirtschaftlicher Nutzfläche ersetzt haben. Aktuell sind es  etwa 62% pro Jahr. Am Niederrhein (in den Kreisen Wesel und Kleve) sind im Vergleichszeitraum 1.721 Hektar landwirtschaftliche Fläche verloren gegangen, die Gehölzfläche hat dabei um 1.584 Hektar zugelegt (Quelle: Statistisches Landesamt NRW). Das entspricht sogar 92 Prozent (!) der "vernichteten" Ackerflächen.

Insgesamt umfasst das Land NRW 3.411.200 Hektar (Quelle: Statistisches Landesamt NRW). Ende 2020 waren davon nicht mal 0,2 Prozent Baggerseen. Innerhalb eines Jahres hat die Fläche aller Seen landesweit um 170 Hektar zugelegt. Die Fläche für Bergbaubetriebe, Tagebaue, Gruben und Steinbrüche hat in diesem Zeitraum um 170 Hektar abgenommen. Verrechnet mit der Zunahme bei der Gewässerfläche landet die Rohstoffgewinnung also bei +/- 0.

Die Aussage, dass die Baggerseen die Äcker im Land im großen Stil vernichten würden, ist also absolut nicht haltbar.

Ergänzender Hinweis: Nach dem landesweit einheitlichen Bewertungsverfahren zur Schaffung von Ausgleichsflächen mit „ökologischen Werteinheiten“ (ÖWE) sind die "neuen" Flächen, die durch die Rekultivierung ehemaliger Rohstoffgewinnungsflächen entstehen, sogar "ökologisch wertvoller" als Wiesen und Äcker zuvor.

Zusätzliche Fakten:

  • Eigentümer / Landwirte entscheiden selbst über den Verkauf der Flächen. Ohne Verkauf, keine Abgrabung!
  • Landwirte haben dadurch keine Nachteile, denn diese erhalten i.d.R. deutlich mehr landwirtschaftlich nutzbare Ausgleichsfläche im Tausch. Der Verkauf einer landwirtschaftlichen Nutzfläche lohnt sich meistens, z. B. aus steuerlichen Gründen nicht, sofern der Besitzer die Fläche auch weiterhin so nutzen will.
  • tatsächlich verschwinden Weiden und Äcker zum Großteil, da diese als Ausgleichsfläche (zumeist Gehölzflächen s. o.) für Wohnbebauung etc. umgenutzt werden müssen (sogenannten Eingriffsregelung)!
  • ca. 1 Mio. Hektar landwirtschaftlicher Fläche werden zbundesweit um Anbau von Pflanzen für die Energiegewinnung verbraucht.